Betriebsmittel
Informationsarchitektur für Designer: Strukturierung von Websites für den Geschäftserfolg
Information Architecture for Designers: Structuring Websites for Business Success
Peter Van Dijck, 2003
Übersetzer: Wolf H Nöding 15.März 2004
BeispielkapitelDies ist eine (kosten–)freie Version der Seiten 45, 46, 47, 53 und 54 von Information Architecture For Designers. Diese Seite enthält nicht die Abbildungen und Comics der entsprechenden Buchseiten. Mehr Details sehen Sie im Inhaltsverzeichnis. Kapitel–Einleitung: ZielgruppenanalyseEin allgemeiner Fehler beim Entwickeln einer Website ist die Annahme, dass die Leute, die sie (später) nutzen werden, genauso sind wie Sie selbst. Menschen nehmen üblicherweise an, dass Andere wie sie selbst sind. Das Ziel einer Analyse Ihrer Zielgruppe ist es daher, Sie in die Fußstapfen Ihrer eigentlichen Website–Benutzer treten zu lassen. Obwohl dieses Analyse–Kapitel eines der längsten des Buches ist, sollten Sie nicht den Eindruck bekommen, dass jede Designentscheidung auf einer Analyse basieren muss. Erfahrung und gesunder Menschenverstand sind noch stärkere Verbündete. Die Analyse gibt Ihnen einen Einblick, wie andere Leute das Web benutzen und schärft Ihre Instinkte dafür, was funktionieren wird und was nicht. Analyse schafft Erfahrung. Erfahrung bedeutet, dass Sie fundierte Entscheidungen treffen können. Eine Analyse wird Ihr Leben vereinfachen, nicht schwerer machen. Erinnern Sie sich an all die typischen Diskussionen wie „welche Funktionen sind nützlicher“ oder „wie sollten wir dies implementieren“? Hochbezahlte Teams verbringen Stunden mit Argumentationen, wie Dinge erledigt werden sollten, und die Argumente basieren auf wenig mehr als der persönlichen Präferenz. Einige Analysetechniken im Ärmel erlauben es Ihnen, eine Antwort auf diese Fragen zu erhalten, die auf realen Daten basiert und nicht auf persönlichen Bevorzugungen. Zu analysieren ist schneller und kostengünstiger als endlose Diskussionen zu führen, in welchen meist nicht das beste Argument sondern die stärkste Persönlichkeit gewinnt. Falsche Begründungen führen zu falschen Entscheidungen. Analyst zum ersten Mal
Es ist leicht, eine formale Analyse zum ersten Mal in ein Projekt zu implementieren. Wenn Sie sich selbst fragen, wer Ihre Anwender sind und für wen Sie diese Website entwickeln, werfen Sie einen Blick auf die Analyse–Techniken in diesem Kapitel und wählen Sie eine davon aus. Sie müssen keinen großen Analyse–Plan erstellen; verbringen Sie lediglich einige Stunden damit. Sie werden immer etwas Interessantes dabei lernen, und bevor Sie es merken, werden Sie für jede Website eine Analyse betreiben, die Sie entwickeln. Die richtigen Fragen stellen
Die Anwender–Analyse–Fragen, die für Internet–Anwendungen relevant sind, fallen oft in folgende Kategorienn:
Allgemeine Fragen wie diese sollten am Anfang jedes Website-Projektes stehen: Was genau werden Leute versuchen auf der Website zu tun? Wie werden sie es tun? Websiten werden jedoch öfters „redesigned“ als von Grund auf neu entwickelt. In diesen Fällen werden die zu beantwortenden Fragen eher praktischer Natur sein. Unten aufgelistet sind einige solcher typisch praktischen Analysefragen.Sie sollten Sie nicht direkt an die Websiten–Anwender stellen – Sie finden in gemeinsamen Gesprächen mit Klienten und Anwendern Antworten darauf. Manchmal werden diese Fragen vom Klienten gestellt; manchmal müssen Sie sich diese selbst ausdenken. Frage: „Wir ziehen in Betracht, unserer Website ein gewisses Funktionsmodul hinzuzufügen, aber rechnen sich die Kosten?“
Frage: „Wir haben eine Menge Dokumente für technischen Support – wie stellen wir diese am besten ins Internet?“
Wenn Sie eine Analyse–Frage stellen möchten, sollten Sie häufig zuerst aufzudecken, was Sie wirklich herausfinden müssen. Verfeinern Sie die Frage, bevor sie anfangen, an der Antwort zu arbeiten. So werden Sie in der Regel zu mehr als nur einer Analyse–Frage kommen. Der folgende Text ist der Abschnitt über Kontext–Analyse des gleichen Kapitels – Seite 53 und 54. Beobachtung mittels Kontext–Analyse
Beobachtung ist die beste Art um herauszufinden, wie Menschen wirklich Dinge erledigen. Eine Kontext–Analyse ist eine spezielle Technik, die Beobachtungen mit Interviews verbindet. Sie führt zu ausführlichen Einblicken darüber, wie Menschen komplizierte Dinge wie den Kauf eines Autos, die Wahl eines Darlehens, oder die Kontaktpflege mit ihren Angelfreunden erledigen. Sobald Sie genau wissen, wie Menschen diese Dinge erledigen, und welche Probleme und spezifischen Bedürfnisse sie haben, können Sie jene Abläufe auf Ihrer Website unterbringen. Dabei ist der kontextbezogene Teil entscheidend. Das bedeutet, dass sie dorthin gehen müssen, wo Menschen gegenwärtig diese Dinge erledigen. Ja, begeben Sie sich aus Ihrem Büro. Beobachten Sie Leute am richtigen Ort und am richtigen Zeitpunkt, an denen sie Dinge wirklich tun. Und das ist normalerweise zu Hause oder bei der Arbeit. Kontextbezogene Untersuchungen neigen dazu, zeitaufwändig zu sein – alleine die Zeit, die man unterwegs ist, wird eine Menge des Budgets verbrauchen. Eine typische Kontext–Analyse–Übung wird wenigstens eine Woche dauern: Ein Tag für die Planung und um Probanden zu finden, zweieinhalb Tage für die Beobachtung und Interviews, und eineinhalb Tage für die Analyse. Lassen Sie uns ein Beispiel betrachten: Wir wollen eine Website entwickeln, die Menschen dabei helfen soll, ihre persönlichen Finanzen zu verwalten, also Bankkonten, Rechnungen, Investitionen und so weiter. Eine Kontext–Analyse kann dabei helfen, Fragen zu beantworten wie: Welche hauptsächlichen Schwierigkeiten haben Leute im Umgang mit ihren persönlichen Finanzen? Welche Phasen (falls überhaupt) durchschreiten Leute bei der persönlichen Finanzplanung, handeln verheiratete Personen anders als Singles, und so weiter.
Um eine Kontext–Analyse durchzuführen, machen Sie sich auf und beobachten Sie die Menschen in ihrem natürlichen Umfeld bei der Erledigung ihrer Finanzen, vielleicht zu Hause. Finden Sie Mitglieder ihrer Zielgruppe und erklären Sie ihnen, dass Sie Untersuchungen für eine Website anstellen, die Menschen bei der Verwaltung ihrer Finanzen unterstützen möchte. Fragen Sie, wann sie für gewöhnlich ihre Finanzen erledigen und ob Sie vorbeikommen und sie dabei beobachten dürfen. Die angesprochenen Personen verstehen oft nicht, was Sie mit der Beobachtung beabsichtigen. Sie könnten denken, dass sie überprüft werden, oder dass sie ihrem Chef berichten, wie gut sie sich dabei anstellen. Manchmal denken sie, dass Sie da sind, um ihnen Dinge vorzuschreiben und sind darüber verärgert. Es ist Ihre Verantwortung als Analytiker (Habe ich erwähnt, dass Sie jetzt ein Analytiker sind?), Ihren Versuchspersonen bei diesem Prozess ein gutes Gefühl zu geben. Eine Erklärungsmöglichkeit ist die Darstellung Ihres Verhältnisses als eine Meister–Lehrlings–Beziehung. Die Probanden sind der Meister und Sie sind der Lehrling: Sie wollen durch Beobachtung lernen, wie sich die Meister in Wirklichkeit verhalten.
Menschen zu analysieren macht Spass, aber sie sollten sich immer ethischer Implikationen bewusst sein und an die Gefühle der Leute denken, die Sie analysieren:
Um diese Ängste zu nehmen, sollten Sie:
Betonen Sie außerdem, dass Sie sie nicht überprüfen wollen – Sie sind da, um zu lernen, wie Aufgaben erledigt werden. Beobachten Sie die Testpersonen bei ihrer Tätigkeit und stellen Sie ihnen Fragen, wenn etwas nicht klar ist: „Warum tun Sie das?“, „Tun Sie es normalerweise genauso?“ Nehmen Sie ein Notizbuch für die Beobachtung, eine Kamera (eine billige genügt) und etwas, um die Interviews aufzuzeichnen.
Die Kontext–Analyse macht solchen Spaß, dass es dabei passieren kann, dass Sie die Analyse vergessen: zum Beispiel die Notizen durchzugehen und an deren Bedeutung zu denken. Versuchen Sie bei der Analyse Ziele, Motivationen und Aufgaben zu erkennen, und suchen Sie nach Erkenntnissen wie Ihre Website diese besser unterstützen kann. Die Kontext–Analyse ist eine sehr wirkungsvolle Technik um die eigentlichen Bedürfnisse, Ziele und Aufgaben Ihrer Zielgruppe zu verstehen. Sie kann zu Erkenntnissen über die versteckten Ziele und Bedürfnisse der Nutzer führen, welche im Augenblick weder von ihnen oder ihrer Konkurrenz angesprochen werden. Checkliste zur Planung der Kontextanalyse
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WolfNoeding — 11.01.04 18:49