Wie man eine Facettenklassifikation erstellt und diese ins Web bringt
(Teil 2 von 2)

How to Make a Faceted Classification and Put It On the Web
William Denton, November 2003
Übersetzer: Jan Jursa August 2005

Teil 2 von 2

3. Wie man das facettierte System in einem Computer speichert

Zwei Wege, das Facettenklassifikationssystem auf einem Computer zu speichern, sind das Verwenden von XFML oder einer relationalen Datenbank. Ich werde beide bezüglich der Geschirreiniger untersuchen. Für beide ist es wichtig anzumerken, dass es viel Arbeit sein wird, die Klassifikation zu ändern, nachdem sie implementiert worden ist. Im letzten Abschnitt haben wir gesehen, wie wirkungsvoll das Hinzufügen von zwei Facetten wäre. Was einen Absatz zum Erklären benötigt hat, wäre ungleich aufwändiger, es tatsächlich zum laufen zu bringen. Wenn Sie ein System entwerfen, um eine Klassifikation auf einem Computer zu speichern, machen Sie es so leicht wie möglich mit Änderungen umzugehen, aber unternehmen sie alles, um zu verhindern, dass das jemals notwendig sein wird. Die Gastfreundschaft und Flexibilität, die Kwasnick (1999, 40) als gute Eigenschaften von Facetten verzeichnet, kann in Weboberflächen gefunden werden, hat aber nur selten ähnliche übereinstimmende Qualitäten in der Software.

3.1 XFML

XFML (Exchangeable Facetted Metadata Language) ist eine in XML (Extensible Markup Language) geschriebene Auszeichnungssprache, und sieht folglich dem HTML (Hypertext Markup Language) ähnlich. Es wird verwendet, um Facettenklassifikationen in eine standardisierte, für Maschinen und Menschen lesbare Form zu bringen, die leicht zu speichern, zu übermitteln, und zu manipulieren ist. Die Spezifikation (Van Dick 2003) enthält die gesamten Anwendungsregeln. Wir werden hier gerade das Wesentliche behandeln.

Es gibt zwei Hauptelemente in XFML: facet und topic. Das facet-Element definiert die Facetten auf höchster Ebene. Es hat nur ein Attribut, id, das der Name sein wird, der intern verwendet wird, um die Facette zu identifizieren. Es kann eine Abkürzung oder Kennziffer sein, hier werden wir aber den vollen Namen verwenden:

<facet id="agent">Benutzer</facet>

<facet id="form">Form</facet>

<facet id="brand_name">Brand Name</facet>

<facet id="scent">Scent</facet>

<facet id="effect_on_agent">Wirkung auf Benutzer</facet>

<facet id="special_properties">Spezielle Eigenschaft</facet>

Das ist alles, was erforderlich ist, um die Facetten zu definieren. Das Definieren der Fokusse innerhalb jeder Facette wird ähnlich mit topic-Element (wie XFML Fokusse nennt) getan. Jedes Thema bezieht sich auf seine Elternfacette. Zum Beispiel, werden die Fokusse in der Markenname-Facette wie folgt definiert:

<topic id="cascade" facet_id="brand_name"><name>Cascade</name></topic>

<topic id="electrasol" facet_id="brand_name"><name>Electrasol</name></topic>

<topic id="ivory" facet_id="brand_name"><name>Ivory</name></topic>

<topic id="no_name" facet_id="brand_name"><name>No Name</name></topic>

<topic id="palmolive" facet_id="brand_name"><name>Palmolive</name></topic>

<topic id="presidents_choice"

facet_id="brand_name"><name>President's Choice</name></topic>

Noch einmal: das Id-Attribut ist ein interner Bezeichner. facet_id weist zur Facette, welcher der Fokus gehört, und innerhalb des name-tag befindet sich der eigentliche Name des Fokus.

Die Facette Wirkung auf Agent demonstriert, wie man Fokusse und Subfokusse einordnet. Erinnern Sie sich, dass der einzige Fokus in dieser Facette „Aromatherapie“ ist, der in „belebend“ und „entspannend“ unterteilt ist. Die Facette und ihr Inhalt können also beschrieben werden, indem zuerst die Facette und dann der Fokus definiert werden, und dann der Fokus mit den zwei Subfokussattributen parentTopicid verbunden wird:

[im Folgenden wird der englische Begriff Effect on Agent (Wirkung auf Agent) nicht übersetzt]

<facet id="effect_on_agent">Effect on Agent</facet>

<topic id="aroma_therapy" facet_id="effect_on_agent"><name>aroma therapy</name></topic>

<topic id ="invigorating" facet_id="effect_on_agent" parentTopicid="aroma_therapy"><name>invigorating</name></topic>

<topicid="relaxing" facet_id="effect_on_agent" parentTopicid="aroma_therapy"><name>relaxing</name></topic>

Wenn alle Facetten und Themen (Fokusse) definiert worden sind, können wir die Entitäten festlegen. Wir würden für jede eine Webseite erstellen (eine Beschreibung der Entität) und sie dann in der Klassifikation verorten. Zum Beispiel, würde die President's Choice antibakterielle Handseife und Spülflüssigkeit wie folgt aussehen:

<page url="http://www.example.com/dishdetergents/pc/ahsdl.html">

<title>President's Choice Antibacterial Hand Soap & Dishwashing Liquid</title>

<occurrence topicid="person" /> <!-- Benutzer Facette -->

<occurrence topicid="liquid" /> <!-- Form Facette -->

<occurrence topicid="presidents_choice" /> <!-- Markenname Facette -->

<occurrence topicid="antibacterial" /> <!—Spezielle Eigenschaft Facette -->

</page>

Das verknüpft die Entität mit ihren Facetten. An XFML ist mehr dran als das, aber nicht viel mehr. Wie Auszeichnungssprachen so sind, ist XFML ziemlich einfach.

Sobald die gesamte Klassifikation in XFML wiedergegeben worden ist, bleibt noch das Problem, wie man es benutzt. Es scheint wenig Open Source Software für XFML im Internet verfügbar zu sein, und es gibt keine voll funktionsfähigen, ständig aktualisierten XFML Bibliotheken für eine der Hauptprogrammiersprachen. Jedoch, weil XFML in XML geschrieben wird, kann jede der vielen XML Bibliotheken verwendet werden um damit umzugehen. Ein Programmierer kann kundenspezifischen XFML-behandelnden Code ohne viele Schwierigkeiten bauen. Es gibt ein kommerzielles Produkt, Facetmap, das XFML handhaben kann.

3.2 Relationale Datenbanken

Die andere Möglichkeit ist das Klassifikationssystem in einer relationalen Datenbank zu speichern. Ich werde zuerst zeigen, wie man die Datenbank entwirft, und dann, wie man sie zum Suchen und Navigieren verwendet. Das Design beruht auf einem Entitätsbeziehungsmodell (Chen 1976). („Entitäten“ im Titel bedeuten hier etwas anderes, als wir es bisher verwendet haben, und um Verwirrung zu vermeiden, werden wir es in diesem Sinn nicht wieder verwenden.)

Wir beginnen, indem wir schauen, wie sich jede Facette zu den Entitäten verhält: ist es eine „eine zu vielen“ oder eine „viele zu vielen“ Beziehung? In unserem Beispiel, sind die meisten Beziehungen „eine zu vielen“: zum Beispiel, kann ein Markenname gleichzeitig von vielen Reinigungsmitteln verwendet werden. Eine Form kann die Form von vielen Reinigungsmitteln sein – es gibt mehrere Flüssigkeiten und mehrere Pulver - aber jedes Reinigungsmittel kann nur eine Form haben. Solche „eine zu vielen“ Beziehungen laufen auf einfache Datenbanktabellenstrukturen hinaus. Zum Beispiel wird die Markenname-Facette zur BRAND_NAME_T Tabelle. Jeder Fokus hat seine eigene Zeile und einen einmaligen primären Schlüssel:

PK

BRAND_NAME

1

Cascade

2

Electrasol

3

Ivory

4

No Name

5

Palmolive

6

President's Choice

Um dem Beispiel genüge zu tun, wird EFFECT_ON_AGENT_T stark vereinfacht. Die Wirkung auf den Agenten ist eine hierarchische Facette, und das sollte im Datenbankdesign gezeigt werden. Wie wir gesehen haben, ist das in XFML leicht umzusetzen, aber hier werden wir es als lediglich eine Liste behandeln, um uns nicht in Details zu verlieren:

PK

EFFECT_ON_AGENT

1

aroma therapy

2

aroma therapy—invigorating

3

aroma therapy—relaxing

Die anderen Facetten sind alle ähnlich, abgesehen vom Geruch. Er ist anders, weil ein Reinigungsmittel mehr als einen Geruch gleichzeitig haben kann, zum Beispiel „Mandarine und grüner Tee“. Das erfordert eine „viele zu vielen“ Beziehung, die ein spezielle Tabelle benötigt um Reinigungsmittel und Gerüche zusammenzuführen. Wir werden uns das für den Schluss aufheben. Zuerst werden wir, wie mit den anderen Facetten, Geruch in der SCENT_T Tabelle auflisten:

PK

SCENT

1

green apple

2

green tea

3

lavender

4

lemon

5

mandarin

6

ocean breeze

7

orange blossom

8

orchard fresh

9

passion flower

10

ruby red grapefruit

11

ylang ylang

Jetzt bauen wir die Tabelle, die fast alles zusammenfügen und die Reinigungsmittel beschreiben wird: ENTITY_T. Es wird ein Feld für den Namen der Reinigungsmittel haben, und weitere Felder, um alle „eines zu vielen“ Beziehungen zu behandeln. Hier steht, wie die zwei Beispielklassifikationen von Punkt 2.4 aussehen werden. Aus Lesbarkeitsgründen wird die übliche Zeilen- und Spalten-Sicht einer Datenbank mit einer Reihe pro Spalte gezeigt. Die Zahlen sind hier die primären Schlüssel der relevanten Zeilen der anderen Tabellen z.B, Zeile 6 in BRAND_NAME_T ist President’s Choice. Wenn die Tabelle oben nicht vollständig wiedergegegeben wurde, werden Zeilennummern aus den Facetten-Auflistungen in Punkt 2.4 abgeleitet.

PK: 1

NAME: President's Choice Antibacterial Hand Soap & Dishwashing Liquid

AGENT: 2

FORM: 3

BRAND_NAME: 6

EFFECT_ON_AGENT: (null)

SPECIAL_PROPERTY: 1

PK: 2

NAME: Palmolive Aroma Therapy, Lavender and Ylang Ylang

AGENT: 3

FORM: 3

BRAND_NAME: 2

EFFECT_ON_AGENT: 1

SPECIAL_PROPERTY: (null)

Beachten Sie, dass es keine Erwähnung des Geruchs gibt. Zuletzt bauen wir HAS_SCENT_T, wo wir Reinigungsmittel und Gerüche vereinigen, die primären Schlüssel der vorhandenen Tabellen verwendend: <

PK

ENTITY

SCENT

1

2

3

2

2

11

Diese Tabelle sagt aus, dass die Entität mit primären Schlüssel 2 in ENTITY_T (d. h., Palmolive Aromatherapie, Lavendel und Ylang Ylang) mit Gerüchen 3 und 11 in SCENT_T (d. h., Lavendel und Ylang Ylang) verknüpft wird.

Die Datenbankstruktur ist jetzt abgeschlossen. Wir haben AGENT_T, FORM_T, BRAND_NAME_T, SCENT_T, EFFECT_ON_AGENT_T, und SPECIAL_PROPERTY_T, ein Tabelle für jede Facette. Wir haben ENTITY_T, um die Namen der Entitäten zu beherbergen und „eins zu vielen“ Beziehungen zu behandeln, und wir haben HAS_SCENT_T, um „viele zu vielen“ Beziehungen zwischen Entitäten und Geruch zu verknüpfen. Im Allgemeinen wird die Datenbank für Klassifikationen wie diese (Anzahl Facetten + Anzahl „eins zu vielen“ Beziehungen + 1) Tabellen erfordern.

Sobald die Tabellen bestückt worden sind und die Entitäten in der Datenbank gespeichert wurden, können wir SQL verwenden, um Navigation zu erzeugen und auf Benutzersuchanfragen zu antworten. Zum Beispiel, wenn die Website eine

„Stöbern nach Markenname“ Option hat, würde die Liste von Herstellern wie folgt aus der Datenbank gezogen werden:

select PK, BRAND_NAME from BRAND_NAME_T;

(Der Benutzer würde den primären Schlüssel nicht sehen, aber das System würde ihn speichern müssen) Der Benutzer könnte Palmolive wählen, dann am Ende eine „Stöbern nach Form“ Option auswählen, um zu sehen, welche Pulver, Gele und Flüssigkeiten Palmolive herstellt, unabhängig von ihrem Einsatzbereich, Geruch oder irgendwelchen besonderen Eigenschaften. Folgende Abfrage wird die Schlüssel der von Palmolive-Entitäten verwendeten Formen auflisten:

select FORM from ENTITY_T where BRAND_NAME = '5';

Wenn der Nutzer alle Information über alle von Palmolive hergestellten Reinigungsmittel sehen will, wird es diese Abfrage finden:

select e.*, s. SCENT from ENTITY_T e, SCENT_T s, HAS_SCENT h

where e.FORM = '5'

and h.ENTITY = e.PK

and h.SCENT = s.PK;


(Die „viele zu vielen“ Beziehung für Geruch macht die SQL Angaben länger als sie andernfalls wären.)

Suche ist leicht zu handhaben. Wenn dem Benutzer ein Menü angeboten wird, das jede Facette und ihre Fokusse verzeichnet, und die Möglichkeit gegeben wird zu wählen, welche besonderen Elemente er oder sie will, dann ist eine SQL-Anfrage leicht zu bauen. Zum Beispiel, wenn der Benutzer alle nach Zitrone duftenden Pulver sehen möchte (wobei „Pulver“ an vierter Stelle in FORM_T steht):

select e.*, s. SCENT from ENTITY_T e, SCENT_T s, HAS_SCENT_T h

where e.form = '4'

and h.scent = '4'

and h.entity = e.pk

and h.scent = s.pk;

3.3 Was ist besser?

XFML (Exchangeable Facetted Metadata Language) bietet alle Vorteile von XML (Extensible Markup Language), während relationale Datenbanken SQL (Structured Query Language) anbieten. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, das Design eines webbasierten Facettenklassifikationssystems zu entwerfen, wird das wählen müssen, was seinen oder ihren jeweiligen Gegebenheiten am besten entspricht: was schneller sein wird, Kenntnisse der Programmierer, technische Voraussetzungen und Beschränkungen innerhalb der Organisation, die Größe der Klassifikation, wie sich die Klassifikation auf die Entitäten beziehen wird, die sie organisiert und zukünftige Pläne. Für XFML spricht, dass diese Daten einfacher Text sind und von Hand geschrieben und editiert werden können, ohne irgendwelche speziellen Werkzeuge, und wir sahen, wie leicht es ist, mit hierarchischen Facettenauflistungen umzugehen. Andererseits, obwohl das Verwenden einer Datenbank eine gewisse Komplexität hinzufügt, sind SQL und relationale Datenbanken nicht nur sehr mächtig, sondern auch den meisten Programmierern vertraut. Es sind viele SQL-Bibliotheken für alle gängigen Programmiersprachen verfügbar.

4. Wie man die Klassifikation ins Netz stellt

Facetten und das Web gehen gut zusammen. Es ist einfach, dem Benutzer ein Menü von Facettenauflistungen zu zeigen und sie oder ihn wählen zu lassen, was von Interesse ist. Der Nutzer kann schnelle Entscheidungen treffen, indem er sich denkt „ich möchte etwas davon sehen, und hiermit, und ein wenig davon, und der Rest kümmert mich nicht", dann klickt er einen Knopf und sieht die Ergebnisse. Solche Systeme verbreiten sich immer mehr, und Benutzer werden mit ihnen immer vertrauter. Die gesamte Betrachtung aller am Facetten-ins-Web-stellen beteiligten Aufgaben ist außerhalb des Umfang dieses Beitrags, betrifft es doch Gebiete wie Informationsvisualisierung, Mensch-Computer-Interaktion, Design und Gebrauch von OPACs sowie Hypertext und/oder graphische Darstellung von Information. Ich werde einige der grundlegenden Probleme des Facetten-ins-Web-stellens besprechen und vorschlagen, wie man sie mit einfachem HTML und Javascript löst. Für eine tiefere Analyse sollte der Leser mit Rosenfeld und Morville (2002) beginnen, die alles über Informationsarchitektur und das Web abdecken, und Baeza-Yates und Ribeiro-Neto (1999), die alle Aspekte des Information Retrievals und Interface Design besprechen. Ebenso werden die IFLA (2003) Richtlinien für die OPAC-Displays von großem Nutzen sein, sogar für Leute außerhalb der Bibliothekswelt.

Es gibt zwei grundlegende Wege, eine Facettenklassifikation im Web nutzbar zu machen: Stichwortsuche oder facettenbasierte Navigation.

4.1 Stichwortsuche

Bei Stichwortsuchen gibt der Benutzer ein oder zwei Wörter ein, um zu sehen, ob irgendetwas passt. Das System durchsucht dann die Facetten, Fokusse, und Entitätsbeschreibungen. Die Anzeige der Ergebnisse hängt von vielen Dingen ab: Zahl und Position jedes übereinstimmenden Stichworts, Größe und Natur der Klassifikation, die Natur der Entitäten und ihrer Beschreibungen, dem Benutzer, und der Absicht der Website. Was auch immer getan wird, sollte dem Nutzer helfen, die relevantesten Ergebnisse in möglichst kurzer Zeit zu finden. Wenn die Suchebegriffe Entitätsbeschreibungen entsprechen, sollten diese gezeigt werden - es gibt aber das Problem, wie man zu viele Ergebnisse behandelt. Das Abfragen von Facetten und Fokussen sollte auf der Seite Priorität haben: es wird weniger von ihnen geben, sie sind von größerer Wichtigkeit in der Klassifikation, und sie können als Startpunkte für die Navigation dienen. In der Geschirrreiniger-Klassifikation, zum Beispiel, sollte die Suche nach „Zitrone“ alle nach Zitrone duftenden Produkte zurückgeben, jedes unter seiner vollen Klassifikation verzeichnet. Der Benutzer könnte Details der Produkte betrachten, die verzeichneten Klassifikationen als Startpunkte für das weitere Browsen verwenden, oder die Suche mit zusätzlichen Begriffen verfeinern.

Effiziente Stichwortsuche wie diese erfordert ein gut geführtes kontrolliertes Vokabular, wie unter Punkt 2.4 erwähnt wurde. Solch ein System würde bedeuten, dass ein Benutzer, der nach Zitrus duftenden Reinigungsmitteln sucht, nach Zitrone-, Grapefruit-, und Orangen duftende Produkte sehen würde. „Zitrus“ erscheint in keinem Produktnamen, aber der Erbauer der Klassifikation könnte es einrichten, dass jeder der nach diesem Wort sucht, zu den beiden bekannten verwandten Wörtern gebracht würde. Abgesehen von solcherart kontrolliertem Vokabular ist eine Volltextsuche möglich – sofern die Entitäten aus Text bestehen (zum Beispiel, Artikel oder Bücher). Eine komplette Abhandlung dieser Suchmethoden ist außerhalb des Umfang dieses Aufsatzes (aber sehen Sie bei Rosenfeld und Morville [2002] nach um eine gute, webfokusierte Abhandlung des Themas zu bekommen), und der Rest der Diskussion wird sich auf Suchen konzentrieren, bei denen die Optionen des Benutzers kontrolliert sind. Der entscheidende Punkt ist, dass jede Suche dem Nutzer zeigen sollte, was übereinstimmt und wo es sich innerhalb der Klassifikation befindet, so dass der Benutzer entweder direkt zur gewünschten Entität navigieren oder nach verwandten Artikeln stöbern kann.

4.2 Facettenbasierte Navigation: drei Fragen und vier Grundsätze

Es gibt drei Fragen, die es zu stellen gilt, wenn man den Bau einer Website plant. Um die Navigationswerkzeuge für Ihre Site zu entwickeln, ist es am besten, damit zu beginnen, angemessene Fragen zu finden und miteinander in Beziehung zu setzen.

1. Wollen Sie sich auf freie Navigation oder auf Navigation durch Auswahl konzentrieren? Erstere erlaubt es Benutzern, sich über eine Liste von Hypertextlinks von Seite zu Seite zu bewegen; die zweite Möglichkeit lässt Benutzer navigieren, indem sie Optionen in Formularen (einzelne oder multiple Auswahlmenüs, Radiobuttons oder Checkboxen) wählen und einen Submit Button klicken. Form-Elemente erlauben mehr Interaktion. Einzelne und multiple Auswahlmenüs unterscheiden sich in ihrer Größe auf der Seite, und dadurch, dass bei Letzterem mehr als eine Auswahl gleichzeitig getroffen werden kann. Checkboxen und Radiobuttons zeigen dem Benutzer eine Liste von Möglichkeiten, der eine Auswahl treffen muss, indem er einen Knopf neben einem Begriff aktiviert. Nur ein Radiobutton kann zur selben Zeit aktiv sein, aber bei Checkboxen können mehr als eine ausgewählt werden. Wenn Sie eine Fokussauswahl im Menü erzwingen, verwenden Sie einfache Auswahlmenüs oder Radiobuttons für „eine zu vielen“ Beziehungen, und multiple Auswahlmenüs oder Checkboxen für „viele zu vielen“ Beziehungen.

2. Was sind das für Facetten? Wie viele gibt es? Welche sind am wichtigsten? Wie lang sind die Fokussauflistungen? Variieren sie ausgiebig? Verwenden alle Entitäten nur einen Fokus von jeder Facette, oder gibt es einige „viele zu vielen“ Beziehungen? Sind es Bäume, Hierarchien, Zeitachsen, Listen oder Strukturen? Einfache alphabetische oder numerische Listen, oder Zeitachsen, können so dargestellt werden, wie sie sind. Hierarchien und Bäume müssen zum Verständnis speziell formatiert werden, vielleicht in eingerückten Listen. Zusammenklappbare Listen (wie sie bei den meisten graphischen Dateimanagern vorgefunden werden) werden von Benutzern gut verstanden, erfordern aber Javascript.

3. Wie viel Kontrolle über die Facettenanordnung (die Zitierordnung) werden Benutzer haben? Werden Sie auf eine bestimmte Struktur beschränkt werden, oder können sie Facetten nach Belieben umordnen? Facetten können umsortiert werden, indem jede eine ordinale („zweiter“) oder kardinale („2“) Nummer bekommt und es dem Nutzer erlaubt wird, die eigene Reihenfolge zu wählen, oder indem es dem Benutzer ermöglicht wird, mit Drag and Drop Form-Elemente auf die Seite zu ziehen (vielleicht mit Javascript und dynamischem HTML). Gewährt man dem Nutzer, Facetten umordnen zu können, gibt ihnen das eine Macht über die Klassifikation, die unmöglich auf Papier zu erreichen ist. Zwingt man dem Benutzer eine definierte Ordnung auf, macht man es dem Webmaster einfacher, aber es hält den Benutzer davon ab, einen der stärksten Vorteile von Facetten zu verwenden.

Vier allgemeine Grundsätze gilt es zu behalten:

1. Der Benutzer sollte keine Anfrage formulieren können, von der bekannt ist, dass sie zu keinem Ergebnis führt. Links und Form-Elemente können on the fly geändert werden, so dass, während der Benutzer einen Fokus aus einer Facette auswählt, sich die Fokussauflistungen in anderen Facetten so anpassen, dass die einzigen, die angezeigt werden, diejenigen sind, die zu möglichen Übereinstimmungen führen. Das wird dem Benutzers Zeit sparen. Zum Beispiel, unter den Geschirrreinigern, stellt Electrasol keine flüssigen Handwaschmittel her. Wenn der Nutzer beschließt, alle Electrasol Reinigungsmittel zu sehen, sollten die Auflistungen der Form- und Benutzer Facette beschränkt werden. Natürlich muss der Benutzer im Stande sein, zu sehen, was geschehen ist und erfahren, warum Auswahlmöglichkeiten nicht verfügbar sind.

2. Benutzer müssen immer wissen, wo sie innerhalb der Klassifikation sind. Zeigen Sie ihnen immer die Facetten und Fokusse, die sie gewählt haben, und legen Sie jede Stelle in der Klassifikation als Hypertextlink an. Jede Facette und jeder Fokus ist ein Dreh- und Angelpunkt, um welchen herum der Nutzer die Klassifikation umordnen kann. Jeder Hypertextlink ist eine Abzweigung, die von einer Dimension der Klassifikation in eine andere führt. Die Benutzer sollten in der Lage sein können, durch die Facetten und Fokusse nach Belieben hindurch zu reisen, und, wann immer sie mögen, sollten sie im Stande sein, den bisherigen Pfad anzupassen, oder einen Pfad zu wählen, um diesen zu verlassen. Dies – verbunden mit der Macht, die Facettenanordnung umzustrukturieren – macht es möglich, das volle Potential von Facettenklassifikationen im Web zu begreifen.

3. Nutzer müssen jederzeit ihre Anfrage verfeinern oder ihre Navigation anpassen können, um sehen zu können, was innerhalb der Klassifikation in der Nähe ist. Stellen Sie sich eine Reihe von Auswahlknöpfen vor, einen für jede Facette, alle hintereinander, jeder wie ein Drehknopf am Radio. Wenn der Benutzer die gewünschte Klassifikation eingestellt hat, sollte er im Stande sein, einen Regler hin und her zu drehen, um zu sehen, was in der Nähe ist. Den Markenname-Regler einzustellen würde sich auf alle anderen Markennamen auswirken. Anpassen des Form-Reglers würde sich auf Pulver, Gel und so weiter auswirken. Diese Schnittstelle kann nicht mit einfachen HTML gebaut werden, eine Art verknüpfte Browsing-Charakteristik ist aber erforderlich. Einer der Zwecke einer Klassifikation ist es zu zeigen, was einem gegebenen Ding ähnelt, und bei Facetten gibt es viele mögliche Arten von Ähnlichkeit.

4. Die URL ist die Notation für die Klassifikation. Sie sollte kompakt aber verständlich und editierbar sein. Wenn ein kenntnisreicher Benutzer sie untersucht, sollte er oder verstehen können, wie sie aufgebaut ist, und wie man durch Editieren zu anderen Entitäten geführt werden könnte.

Diese Fragen und Grundsätze behandeln alle am Facetten-ins-Web-einstellen beteiligten Probleme. Mit ihnen können alle Eigenschaften einer Facettenklassifikation im Web umgesetzt werden. Sie können zweifellos durch Testen und Forschen verbessert werden, aber sie demonstrieren, dass das Web ein perfektes Zuhause für Facetten ist.

4.3 Vorschläge für das Webseiten-Design

Wenn Ihre Klassifikation in Zahl und Länge der Facetten klein ist, ist es wahrscheinlich am besten, das kontrollierte Suchen zu verwenden. Ordnen Sie alle Facetten auf der Seite wie bevorzugt an (sehen Sie sich hier <http://www.sematech.org/waferservices/find.htm> ein Beispiel dazu). Der Gebrauch von Checkboxen oder einzelnen (oder multiplen, wenn nötig) Auswahlmenüs erlaubt es dem Benutzer, von jeder Facette auszuwählen oder anzugeben, dass er – via Wildcard – alles sehen will, was passt. Lassen Sie auf der Ergebnisseite ganz oben das Suchformular sichtbar, damit der der Benutzer die Suche neu definieren kann. Lassen Sie, wenn Sie können, Benutzer Facetten umordnen.

Wenn Sie viele Facetten haben, oder diese lang sind, kann es besser sein, Benutzer die Seite Facette nach Facette hindurchnavigieren zu lassen. Lassen Sie Benutzer sich Schritt für Schritt ihren Weg in die Klassifikation vorarbeiten und schränken Sie die Auswahl von Entitäten immer mehr ein, bis eine Punkt in der Zitierordnung erreicht wird, wo die Genauigkeit hoch genug ist, dass Nutzer eine Liste von allen Übereinstimmungen sehen wollen (siehe <http://www.cmsreview.com/Directory.html>). Hierfür funktionieren Textlinks oder einzelne Auswahlmenüs am besten. Lassen Sie den Benutzer einen Fokus aus der ersten Facette wählen, präsentieren Sie dann eine Liste aller möglichen Auswahlen aus der zweiten Facette in der Zitierordnung, wobei Sie alle Fokusse auslassen, die zu toten Punkten führen. Der Benutzer kann so viele Facetten wie gewünscht durchgehen, und sich dann eine Auflistung aller Entitäten anzeigen lassen, die bis dahin übereinstimmen. Die gewählten Facetten können horizontal entlang der oberen Kante der Seite, oder vertikal entlang dem linken Rand verzeichnet werden. Lassen Sie Benutzer Facetten umordnen, wenn Sie können. Das Endergebnis davon wird dasselbe sein, als wenn die Klassifikation klein genug ist um auf einmal gezeigt zu werden, außer dass hier die Wahl sequentiell anstatt simultan getroffen wurde.

Dies sind bloß zwei Vorschläge von Möglichkeiten grundlegender Prinzipien. Jeder kann angepasst, und neue Kombinationen können gemacht werden. Gute Designgrundlagen (sieh Nielsen (2000)), müssen jeder Website zugrunde liegen und die Seite muss an Benutzern getestet werden: wenn diese aus all dem keinen Sinn machen können, ist die Klassifikation nutzlos. Adkisson (2003) untersuchte 75 eCommerce Webseiten um zu sehen, wie sie Facettenklassifikation verwendeten. Sie fand, dass 69% von ihnen Facetten benutzten. Davon boten 77% facettenbasierte Navigation an, 6% boten facettenbasierte Suche, und 17% boten beides an. Siebenundsechzig Prozent der Seiten mit Facettennavigation machten keinen vollen Gebrauch davon: sie ließen den Nutzer zu Anfang eine Facette wählen, um die Navigation der Seite von einem bestimmten Referenzpunkt aus zu beginnen, zeigten dann aber die Facettenoptionen nie wieder. Die erste Wahl des Benutzers war die einzige, die ihm oder ihr erlaubt wurde. Von den anderen Seiten ließen 28% den Benutzer andere Facetten auswählen, während er oder sie einen sich immer weiter einschränkenden Satz von Möglichkeiten und Ergebnissen navigierte. Vier Prozent ließen den Benutzer mit einem Suchinterface browsen, und erlaubten, über eine Auswahl suchähnlicher Popupmenüs, viele Auswahlen sofort zu treffen. Diese Ergebnisse zeigen, dass eCommerce Seiten ziemlich beschränkten Gebrauch von Facetten machen. Weitere Studien, wie Facetten im Web verwendet werden, und welche Schnittstellen am brauchbarsten sind, werden benötigt. Tatsächlich wäre mehr Forschung zu allen Aspekten, wie sich Facetten auf Mensch-Computer Interaktion und Informationsvisualisierung beziehen, berechtigt.

5. Zusammenfassung

Ich habe alle Aspekte der Benutzung von Facettenklassifikation im Web behandelt: wann eine zu verwenden ist, wie man es macht, wie man sie auf einem Computer speichert und wie das Webinterface funktionieren sollte. Ich habe zum Bau einer facettenbasierten Web-Bedienoberfläche, ein sieben – Schritte Modell für die Entwicklung einer Facettenklassifikation, und fünf zu stellende Fragen und vier zu befolgende Grundsätze gegeben. Facettierte Systeme sind sehr mächtig, und ihre zunehmende Popularität im Web ist keine Überraschung. Sie werden sogar noch bekannter werden, daher ist es wichtig, sie gut zu entwerfen und einzusetzen. Alle Vorteile einer Facettenklassifikation können im Web komplett umgesetzt werden, was Benutzern eine Macht gibt, die sie mit einfacheren webbasierten Systemen oder mit Facettensystemen auf Papier, nicht hatten.

Vieles über all dies wird noch studiert werden müssen. Die gesamte Veröffentlichung hinweg, haben wir wichtige Fragen vieler Studienrichtungen beiseite legen oder ignorieren müssen, um die Diskussion überschaubar zu halten: die Philosophie der Klassifikation und Wissensorganisation; Details über Hierarchien, Bäume, und Paradigmen; wie man Klassifikationssysteme mit Benutzern überprüft; ob das hier beschriebene Modell zur Entwicklung eines Facettenklassifikationssystems annehmbar ist, und wie man das testet; Implementationsdetails zur Verwendung von XFML und relationalen Datenbanken um das Klassifikationssystem zu speichern, zum Beispiel, wie man Hierarchien in einer Datenbank behandelt; die meisten Aspekte, wie man eine gute Website entwirft, vom HTML das es am laufen hält, zu den Grundsätzen von Mensch-Computer Interaktion und Usability die es gut werden lassen und hauptsächlich welche Benutzerschnittstellen für Facetten am besten sind; und ob die fünf Fragen und vier Grundsätze zu Webschnittstellen gültig sind, und wie sie überprüft werden können. Einige der Themen werden reichlich anderswo diskutiert, aber die Einzelheiten meines Modells zur Klassifikationsentwicklung bedürfen der Prüfung, und der Gebrauch von Facetten im Web bedarf der Forschung.

Referenzen

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Zu Teil 1 von 2 dieses Artikels.

WolfNoeding — 11.01.04 18:49